Gedankenschöpfungen
Bericht eines ehemaligen Psychoanalytikers
Nimmt ein Mensch sich selbst nicht als individuelle Ganzheit an, sondern projiziert Modell- und Typenbilder auf sich, entstehen im geistigen Bereich Gedankenschöpfungen. Diese Schöpfungen besitzen eine seelenlose, roboterhafte Eigenständigkeit und lösen sich als Energiewelle erst dann wieder auf, wenn dieses Cliché nicht mehr weiter gedanklich unterstützt wird.
Meine lieben Zuhörer!
Ich darf heute zu euch kommen, um von den Problemen zu berichten, die mich erwarteten, als ich am Anfang meines Wirkens in der geistigen Welt stand. Ich möchte euch alles genau so schildern, wie ich es zu dem damaligen Zeitpunkt empfunden hatte.
In meinem irdischen Leben war ich als Psychoanalytiker tätig gewesen. Schon bald nach meinem Eintreten in die geistige Welt bekam ich Verbindung mit mir ähnlichen Wesen. Wir hatten es uns dann zur Aufgabe gemacht, im irdischen Bereich inspirativ zu wirken. Zum einen lernten wir, auf welche Art und Weise ein Einfluss vom nicht Inkarnierten zum Inkarnierten und umgekehrt möglich ist, und zum anderen konnten wir aufgrund des größeren Überblickes über den Zustand eines Patienten Empfehlungen an den Therapeuten und den Patienten auf dem Wege der Inspiration weitergeben. Wir kamen dann in unserer neuen Heimat wieder zusammen und berichteten von unseren Erfahrungen im Erdenbereich und sprachen über neue Schulungswege und Gesichtspunkte in der Psychologie und Psychiatrie. Sicher mussten wir dabei auch auf unsere alten, irdischen Vorbilder zurückgreifen.
Als ich vom geistigen Bereich aus im Erdenbereich tätig wurde, erarbeitete ich am liebsten psychologische Analysen oder auch Therapiepläne. Dazu ging ich in Psychiatrien und Krankenhäuser, eben an Orte, an denen es Probleme mit schwierigen seelischen Strukturen gab. Manchmal hielt ich mich auch in einer selbständigen Praxis auf, in der Therapeuten alleine arbeiteten. Ich war da, um auf dem Wege der Inspiration helfend einzuwirken, weil ich aus dem geistigen Bereich heraus einfach mehr erkennen konnte als mein inkarnierter Kollege.
Damit meine Gedanken vom Therapeuten in Form einer Idee oder weiteren Möglichkeit einer Therapieform aufgenommen werden konnten, musste ich recht weit in seine Aura treten und mich mit Energie und Kraft darstellen. Und hier begannen meine Schwierigkeiten, denen ich schließlich kaum mehr Herr wurde.
Wenn wir einige Wochen so gearbeitet hatten, waren wir richtiggehend eingehüllt und umgeben von Energieformen, die sich für uns manchmal wie beseelte Geschöpfe darstellten. Wir waren uns bei manchen Begegnungen mit so einem Wesen oft gar nicht mehr sicher, ob das wieder eine geschaffene Gedankenstruktur war oder nicht. Sie agieren und reagieren auf den ersten Blick wie beseelte Wesen. Von diesen Scheinwesen gab es dann manchmal bis zu zehn Kopien, die zwar kleiner waren, aber in ihrer Struktur auch disharmonischer und dunkler. Auch hellere und lichtere Abbilder waren darunter. Meist aber waren die Dunkleren weit in der Überzahl. Es ist wie in einem Spiegelsaal. Du siehst den Patienten und in einem zeitlichen oder räumlichen Abstand sein Abbild, dann das nächste Abbild, immer etwas verändert bis zu der negativsten, bösartigsten und hässlichsten Darstellung in der untersten Ebene.
Die fluidale Verbindung zum Patienten war aber nicht immer eindeutig. Es gab sowohl Brücken zum Therapeuten, zu anderen Menschen als auch zu mir selbst. Manchmal war überhaupt keine Verbindung zum Patienten selber auszumachen. Auch konnten wir uns nicht erklären, warum diese fluidalen Wesenheiten nur bei unserer Arbeit im Erdenbereich mit solcher Ausgeprägtheit auftraten. Wir hätten zwar ganz und gar auf unsere Arbeit im irdischen Bereich verzichten können, um keinen weiteren Beitrag zu diesen Kopien zu liefern, dies hätte aber das Problem weder für uns noch für andere gelöst und unser Auftrag wäre nicht mehr erfüllt worden.
Es ist wie bei allen Gedankenschöpfungen: So ein unbeseeltes Fluidalwesen behält nur so lange seine Form und Struktur wie sie vom Erzeuger – oder den Erzeugern – energetisch erhalten werden. Solange ein Mensch sich eine Vorstellung, ein Bild von sich selbst macht, hat er eine Gedankenschöpfung erzeugt, die buchstäblich vor ihm steht und ihm ähnlich ist. Je nach Intensität und Dauer der Nährung dieser Vorstellung ist sie größer und kräftiger. Dieses Scheinwesen agiert nach den Programmen, die in es hineingedacht wurden. In dem Moment, in dem der Verursacher dieses Bild von sich aufgibt und nicht mehr nährt, löst es sich allmählich auf. Es löst sich aber nur die Form auf, nicht aber die Energie, die mitunter viele Jahre in dieses Gebilde hineingeflossen ist! Es wird zu einem undefinierbaren Energieschwall, der aufgrund der Anziehungskräfte zurückschwappt und sich unweigerlich auswirkt.
Die Auswirkung ist oft tragisch: Wenn ein Mensch sich jahrelang in destruktiver Art selbst zerpflückt hat und er nun endlich soweit ist, alles hinter sich zu lassen, dann wird er durch diese Energie wieder gebremst. Diese Menschen haben dann das Gefühl, sie treten auf der Stelle, trotz aller Bemühungen hat sich kaum etwas verändert. Immer wieder tauchen diese längst überwunden geglaubten, destruktiven, auf Verwirklichung drängende Regungen auf. Diese wirken dann wie Viren, die selbst schon tot sind, deren Giftstoffe aber noch immer wirksam sind. Oft gelingt es dann dem Menschen nicht, mit den noch schwach entwickelten positiven Kräften bei einem einbrechenden negativen Energieschwall die Oberhand zu behalten. Viele geben dann wieder auf: „Es hat eben doch keinen Wert, so bin ich eben, da kann man nichts ändern“. Der Palette der Gedankenschaffungen sind keine Grenzen gesetzt. Selbstüberschätzung, Überheblichkeit, Machtwillen, aber auch Unfähigkeit und Erfolglosigkeit, eben alle möglichen Vorstellungen über einen Menschen können enthalten sein.
Uns war damals durchaus schon klar, dass die Therapeuten an der Entstehung dieser meist unheimlichen und seelenlosen Doubles irgendwie beteiligt waren. Wir hatten aber kein Rezept, die Entstehung zu verhindern. Wir haben mit diesen Energieformen alles versucht, um sie zu dirigieren, aufzulösen oder wenigstens mit anderen zu mischen, damit sie nicht mit dieser zerstörerischen Wucht wieder zurückschwappten. Wir haben versucht, die Welle aufzuhalten, damit sie einfach später auf den dann gekräftigteren Menschen trifft. Es hat aber immer einen Rückschlag gegeben.
Eine Notlösung haben wir dann insofern gefunden, indem wir alle in Auflösung befindlichen Gedankenschaffungen mit fluidalen Zäunen umgaben. Ihr könnt euch das wie einen verschlossenen Kasten vorstellen, in dem sich diese gesammelten Gedankenbilder befinden. Sie verlaufen sich zwar in eine Formlosigkeit, haben aber trotzdem ihren Energiegehalt nicht verloren. Nun wusste ich aber nicht, was ich mit diesen Energieformen anfangen sollte. Um mich herum waren dann auch immer mehr und mehr dieser gefährlichen Energieformen. Wenn ich diese fluidalen Zäune lockerte, dann floss diese Masse heraus, verteilte sich und war nicht mehr aufzuhalten. Es konnte auch geschehen dass diese Energien von zwielichtigen Gestalten abgefangen und für negative Zwecke missbraucht wurden. Meine größte Sorge war, dass diese freiwerdenden Energieformen wieder auf den Patienten zurücktreffen und ihn weit zurückwerfen könnten.
Einem Ratschlag folgend betete ich zu Gott. Ich bat, jemandem begegnen zu dürfen, der in einer ähnlichen Aufgabe stand wie ich und aufgrund seines größeren Überblickes nicht mit diesen Problemen zu kämpfen hatte. Ja, so kam ich in eine irdische Praxis. Ich sah den Patienten, den Therapeuten und ein geistiges Wesen, das dort hilfreich spirituell einwirkte. Auch hier entstanden solche Gedankenbilder, sie blieben aber nur wenige Momente bestehen und gingen dann schon wieder zum Erzeuger zurück. Ein Vergleich wäre vielleicht eine Ziehharmonika. Wenn sie zusammengelegt ist, kann man sie schichtenweise auseinanderziehen und ohne Mühe wieder zusammendrücken, um sie dann in etwas anderer Weise wieder auseinanderzuziehen. Immer kehrt diese Bewegung in den anfänglichen Grundzustand zurück. Bei uns dagegen sah das wie eine über alle Grenzen überdehnte Ziehharmonika aus, die sich nicht mehr in ihren Grundzustand zurückführen ließ. Jede Falte entsprach einer dieser Gedankenbilder, und sie alle ergaben bei uns zusammen keine Ganzheit mehr. Es sind die ach so beliebten Modelle und Typenentwürfe der verschiedenen psychologischen Schulen, die in diese momentane individuelle Ganzheit des Patienten hineinprojiziert werden.
Der Therapeut dieser Praxis hat es anders gemacht. Er hat die momentane individuelle Ganzheit des Patienten angenommen und sie in einer scheinbar nur recht flüchtigen Art und Weise und nur vorübergehend von anderen Seiten beleuchtet. Ich gebe zu, wir hätten diese Art der Behandlung ohne unsere Erfahrungen nicht als vorbildlich akzeptiert, sondern eher als recht oberflächlich und laienhaft beurteilt. Wir wollten ja in die Tiefe gehen, um an die Wurzel des Problemes zu gelangen. Wir haben den Patienten auseinandergenommen, um an das zu gelangen, was in ihm destruktiv und disharmonisch wirkte. Dieser geistige Helfer aus der Praxis sagte, wir gleichen einem Klavierstimmer, der alle Tasten, Saiten und Stifte eines Klavieres ausbaut, alle Teile fein säuberlich nebeneinanderlegt, um so an die Ursache eines missgestimmten Klavieres zu kommen. Um als Therapeut einem Patienten helfen zu können, genügt es aber vollkommen, nur einen einzigen Schritt weiter zu sehen. Man wird im Laufe der Jahre sehen, wo die Schwerpunkte liegen und was dem Patienten die meiste Mühe macht. Wenn ein irdischer Therapeut zu weit und zu tief analysieren will, einen Menschen in Schichten zerlegt und Modellen zuordnet, erkennt er in ihm nicht mehr die individuelle Ganzheit. Wenn er sich dann, bedingt durch Unsicherheiten in der Beurteilung auch noch lange mit einer dieser herausgelösten Schichten beschäftigt, verstärkt er automatisch dieses Gedankenbild mit seiner Energie.
In einer irdischen psychiatrischen Praxis pflegt man Ursachen von Fehlverhalten und Mängel zu erforschen. Das heißt, man beschäftigt sich überwiegend mit dem Negativaspekt einer Person, stellt ihn in überzogener Weise in „reiner“ Form dar. Dies war dann auch der Grund, warum diese Scheinwesen überwiegend negativer, hässlicher, bösartiger und dunkler erschienen und in tieferen Ebenen zu finden waren als das beseelte Individuum. Ja, wir haben einen Patienten beispielsweise einfach nur als eifersüchtig gesehen, um sein Verhalten zu erklären, und es entstand die „Eifersucht“ als Gedankenschöpfung neben dem Individuum. Wir haben alle Negativaspekte bis zu deren übelsten „reinen“ Formen verfolgt, obwohl diese in diesem Menschen nicht so ausgeprägt waren. Wenn wir wenigstens die positiven Aspekte ebenfalls in der gleichen überzogenen Weise dargestellt hätten, zum Beispiel eine flüchtige Zuneigung zu einer anderen Person als selbstlose Liebe, so wäre es zwar auch zu einer solchen Gedankenschöpfung gekommen, wir hätten damit aber doch noch manches verändern können. So haben wir ein riesiges Potential negativer Energien aufgebaut, das wie ein Bremsklotz wirkte, wenn ein Mensch diesen aufgebauten Clichés nicht mehr folgen mochte und die alten Bilder sich auf ihn stürzten.
Jeder Mensch hat seine momentane Ebene, seine Mitte, aus der er sich mit Hilfe eines Therapeuten herausbewegen kann. Diese Schwingungsebene ist seine geistige Heimat, in der er sich erfahren soll. Nur eine, höchstens zwei Ebenen nach oben und unten sollen Patienten und Therapeuten innerlich gehen. Diese Bewegung um die Mitte ist sehr wichtig, egal auf welcher Ebene diese sich auch momentan befindet. Jeder zu dieser Ebene negative Aspekt muß mit einem relativ zu dieser Ebene positiven Aspekt wieder ausgeglichen werden. Dieser geistige Freund sagte da immer zu seinen Patienten: Schau, da ist eine Schwäche in dieser Hinsicht, aber deine Stärke auf dieser Ebene kann deiner Schwäche helfen. So bleibt der Patient immer in der Mitte, behält seine geistige Eigenständigkeit und wird nicht noch zusätzlich belastet mit neuen Gedankenschöpfungen des Therapeuten.
Ich habe noch lange Zeiträume nach dieser ernüchternden Erfahrung hier im geistigen Bereich gebraucht, um diese Eigenschaft von mir, alles bis ins kleinste Detail analysieren zu wollen, langsam abzustreifen. So bin ich sehr dankbar eine Gelegenheit zu haben, euch dieses mitteilen zu dürfen. Wie entstand aber diese Eigenschaft in mir? Verzeiht, wenn ich wieder mit einer Analyse eines Mangels beginne. Aber ich denke, meine Erfahrungen könnten auch für euch wichtig sein.
Entwickelt hat sich meine Art aus einem Zustand, den ich heute als mangelndes Gottvertrauen erkenne. Weil ich dieses wunderbare Gefühl des Vertrauens verloren hatte, wollte ich alles genau überschauen und in den Griff bekommen. Es blieb aber immer eine Unsicherheit zurück. Verständlich, denn kein Mensch hat den absoluten Überblick. Immer wieder hatte ich mich rückversichert bei Kollegen oder im Schrifttum anerkannter Autoritäten, um dieses beunruhigende Gefühl der Unsicherheit loszuwerden. Wir haben diesen Vertrauensverlust zu kompensieren versucht, indem wir alles hundertprozentig machen, alles bis zur ersten Ursache verfolgen und durchdenken wollten. Wie wir dann bemerken mussten, hatte dieser Charakterzug uns auch seelisch verkrüppelt. Im Vergleich zu unseren neuen geistigen Freunden sahen wir alle klein, mickrig und krumm aus. Wir hatten uns selbst in die Knie gezwungen, uns selbst nicht mehr vertraut.
Bei diesem Freund aus der Praxis hatte ich es dann wiederentdecken dürfen, dieses herrliche und befreiende Lebenselexier des Vertrauens. Sich etwas trauen, den Mut haben, etwas zu tun, was man nicht ganz überblickt. Vertrauen haben in die alles überblickende Führung Gottes, Vertrauen auch in das eigene gute Wollen, das hatte uns sehr lange gefehlt. Das tief in der Seele verankerte Wissen um die gute Wende allen Geschehens, das Vertrauen, daß offensichtliche Fehlentscheidungen nur dazu gedient haben, anschließend klarer und weiter zu sehen, das hatten wir vergessen. Vertrauen ist die nie versiegende Kraftquelle, die auch in den dunkelsten Zeiten nie aufhört zu sprudeln.
Ich weiß, dass Worte nicht das ausdrücken können, was mich bewegt, welche Weichenstellung das für ein Leben bedeutet, wenn jemand aus der engen, kalten und düsteren Welt der Vertrauenslosigkeit, deren Folgen unweigerlich Ängste, Depressionen, Mutlosigkeit und Misstrauen sind, heraustritt in die offene, helle, bunte, warme und weite Atmosphäre des Vertrauens. Vorher ist man wie eingesperrt in ein Gefängnis, nachher taucht man ein in die Wärme der Verbundenheit mit allen liebenden Wesen des ganzen Universums. Ich bin glücklich, wenn es mir gelungen ist, in euch nur ein klein wenig von dem wachzurufen, was mich so verwandelt hat. Ich hoffe, Ihr könnt jetzt verstehen, wie wichtig das Vertrauen ist. Ich grüße euch mit eurem Gruß:
Gott zum Gruß und Jesu Heil.