Schüler zweier Welten
Die Bedeutung der Inkarnation
Fehler und Schwächen, die sich ein Geist im Laufe des Falles angeeignet hat, können in lichten und harmonischen Welten nicht abgebaut werden. Ausschließlich Erfahrungen in einem Erdenleben können eine dauerhafte Veränderung der Seele bewirken. Tatsächlich überwunden sind Fehler und Schwächen erst dann, wenn ein Geist als Mensch trotz entsprechender Belastung nicht wieder in das alte Schema verfällt.
Meine lieben Freunde!
Ich begrüße alle Zuhörer des heutigen Abends, sowohl diejenigen aus der materiellen Ebene, als auch diejenigen aus der feinstofflichen Ebene. Das Thema, mit dem wir uns nun auseinandersetzen werden, kann mit dem Titel „Schüler zweier Welten“ überschrieben werden.
Jeder Mensch, wie auch jeder Geist, lebt auf mindestens zwei Ebenen. Begrenzen wir unsere Betrachtung nur auf diese zwei, so ist es immer eine grobstofflichere und eine feinstofflichere Ebene. Das ist ein geistiges Gesetz, das nicht nur im Fall zum Tragen kommt, sondern auch in den harmonischeren Welten in entsprechender Form gültig ist. Für einen Menschen aber bedeutet diese Zweistufigkeit einen fortwährenden Wechsel zwischen dem Leben im materiellen Diesseits und im weniger materiellen Jenseits.
Beide Lebensformen sind in vielfacher Weise verwandt. Wohl ist die Schwingung im feinstofflichen Bereich ein Stück höher und die Materie mit geistigen Kräften leichter formbar, aber doch nicht so vollkommen anders, wie es oft geglaubt wird. Jeder Seinsbereich umfaßt sein ganz bestimmtes Schwingungsspektrum. In diesem Spektrum liegen die Wahrnehmungen der fünf Sinne. Mit einem Zwischenraum schließt sich das Schwingungsspektrum der feinstofflicheren Ebene an. Die Möglichkeit, andere Stufen mit gleicher Intensität gleichzeitig wahrnehmen zu können, wäre weitaus mehr eine Last als eine Hilfe.
Je dichter die Materie einer Ebene ist, desto eindrucksvoller, einprägsamer und kraftvoller ist das, was in ihr geschieht. Dieses geistige Gesetz habt Ihr in eurem Leben schon vielfach erfahren. Erinnerungen, die euch ganz tief im Herzen liegen, sind entweder durch große Freude, häufiger aber durch großes Leid, große Belastung oder große Anstrengung entstanden. Sie prägen sich besonders tief ein und bleiben in eurem Bewusstsein haften. Der Speicher der Erinnerungen ist ebenso in Schichten aufgebaut wie die Vielzahl der Schöpfungsebenen. Dadurch findet Ihr in diesen einzelnen Verdichtungsebenen nur diejenigen Erinnerungen abgespeichert, die in diese Ebenen gehören. Sie werden erst durch eine Resonanz mit ähnlichen Situationen wieder wachgerufen. Erinnerungen an irgendwelche Vorgänge aus dem dritten oder zweiten Sonnenbereich, wären für euch jetzt nicht von Belang und auch nicht von Nutzen. Obwohl die Grundgesetzmäßigkeiten gleich sind, braucht die tiefere Stufe immer ein anderes Vorgehen, weil auch die Gesetzmäßigkeiten hier nicht in gleicher Vollkommenheit ablaufen. Es hätte wenig Sinn, mit Erfahrungen aus einer der höheren Stufen auf der Erde wirken zu wollen, im Gegenteil, mit diesen Erfahrungen würdet Ihr hier einen jämmerlichen Schiffbruch erleiden. Das Rüstzeug für euer jetziges Leben habt Ihr größtenteils aus Lebenserfahrungen früherer Inkarnationen, die insgesamt viel derber, roher und viel einprägsamer für euch verliefen.
Das Kennzeichen der Reifung eines Geistes im Entwicklungsbereich der Erde ist, daß er von Inkarnation zu Inkarnation mehr Freiheit gewinnt. In den anfänglichen Inkarnationen, wie Ihr sie teilweise durchwandert habt, war nicht viel Zeit, sich Gedanken um den Sinn des Lebens zu machen. Da war es wirklich der Kampf um das nackte Dasein, der Euren ganzen gedanklichen, seelischen und körperlichen Einsatz erforderte. Erst langsam konnte euch mit zunehmender Wiedergewinnung ethischer Reife wieder mehr Freiraum zum Denken, Planen und schöpferischen Gestalten wiedergegeben werden. Ihr habt diesen Freiraum überwiegend sinnvoll genutzt, sonst hättet Ihr nicht die Freiheit, euch mit diesen Gedanken auseinanderzusetzen. Ihr habt keine schwerwiegenden materiellen Nöte und seid keiner groben physischen oder psychischen Gewalt ausgesetzt. Trotzdem gibt es Probleme, die muss es geben, aber im Prinzip könnt Ihr frei denken, und es sollte euch bewusst sein, welch großes Geschenk euch damit gegeben wurde. Es ist jene Stufe, in der Ihr wirklich Raum und Möglichkeit habt, gänzlich zu euch selber zu kommen.
Ihr seid gefallene Geschöpfe auf dem Rückweg zur Vollkommenheit. Gefallen zu sein heißt, daß in euch Erinnerungen an Erfahrungen und Handlungen sind, die weit unter eurem jetzigen Niveau liegen. Je tiefer der Fall eines Geschöpfes war, desto prägender waren jene Erfahrungen, die es in diesem Zustand machte und mit umso größerer Kraft sind sie in seine Seele geprägt. Wohl ist es noch möglich, gewisse Gefühls- und Reaktionseigenarten in einem etwas leichteren Folgeleben zu überdecken, auch teilweise auszulöschen. Sobald aber das Folgeleben in seiner Grundtendenz zu verschieden zum Vorleben ist, zu weich, zu wenig belastend, so können diese alten, in der Tiefe des Seins liegenden Reaktionsmuster nicht völlig überwunden werden. Es ist genau so, als wollte man mit einem sehr feinen, seidenen Tuch einen harten und rauhen Stein glattreiben. Das ist nicht möglich. Es gibt kaum eine Chance, in viel höheren und lichteren Welten Fehler und Schwächen abzubauen, die man sich in der Tiefe des Falles angeeignet hat. Jede Rückentwicklung muss stufen- und schrittweise vor sich gehen. Selbst in Situationen, in denen die Stufen und Schritte vom Schicksal, das heißt von der liebevollen Gestaltung der mitsorgenden Geschwister, möglichst klein gehalten werden, gibt es immer wieder Rückfälle und Enttäuschungen. Und so hilft alle Schulung im Jenseits nichts, wenn dieses geistige Wissen nicht in entsprechender Weise in einem materiellen Körper unter irdischen Belastungen in die Praxis umgesetzt wird. Ihr kennt doch alle diese Situationen: Ihr nehmt euch vor, das nächste Mal, wenn der Chef wieder einmal von mir zehn Dinge gleichzeitig und sofort erledigt haben will, dann werde ich ganz ruhig bleiben und ihm sagen….. Aber was wird dann daraus? Wieder steigt der ohnmächtige Zorn, die stille Wut in euch auf, nichts ist es wieder mit der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit, die Ihr zwar gewollt habt, aber eben unter entsprechender Belastung nicht umsetzen konntet.
Jetzt steht Ihr mit eurem ganzen Leben in der Bewährung. Ihr habt euch hunderte von Jahren darauf vorbereitet. Zu eurer wiederkehrenden Freiheit gehört nun auch die Mitgestaltung eures Lebensplanes. Immer wieder habt Ihr ihn mit eurem Schutzgeist durchgesprochen und verändert. Ihr habt vorher diejenigen beobachtet, die gerade im materiellen Kleid Ähnliches durchlebten und habt erfahren, wie es ihnen gelungen ist oder auch nicht. Ihr habt an ihren Fehlern noch lernen dürfen, euch auch dieses wieder eingeprägt und in eurem eigenen Lebensplan berücksichtigen dürfen. Ja, es ist dann ein ganz, ganz entscheidender Moment, wenn man wieder in die Inkarnation geht.
Und nun seid Ihr hier und erinnert euch nicht mehr an diese vielen Schulungen, die diesem Erdenleben vorausgegangen sind. Nur die Dinge, die wirklich in Leib und Seele übergegangen sind, Dinge, die Ihr geistig mit eurer ganzen Persönlichkeit bejaht und mit innerer Kraft erfüllt, sind bis in die verdichteteren Schichten eurer Seele vorgedrungen. Nur sie sind es, auf die Ihr jetzt noch zurückgreifen könnt. Nehmt irgendeine eurer Schwächen. Ihr habt sie nach der letzten Inkarnation erkannt, und es war im geistigen Bereich kein Problem, diesen Fehler abzulegen. In harmonischer Umgebung, ohne körperliche Bedrängnis und Trägheit, ohne Verführung hattet Ihr diesen Fehler schon fast vergessen. Er wurde euch von Euren geistigen Freunden und Helfern aber wieder ganz deutlich bewusst gemacht, als sie sagten: „Sobald du wieder inkarniert wirst, gelangst du in das alte Schwingungsfeld und verfällst wieder genau in die alte Rolle. All die alten Erfahrungen dringen durch und werden wieder lebendig“. Ihr könnt euch Schwächen wie eigene Wesenheiten vorstellen, die, sobald sie nicht bewusst und gezielt erzogen werden, in euch weiterwachsen, ganz unbeobachtet bis zu dem Augenblick der Auslösesituation. Ihr müsst im Materiellen mit diesem Fehler fertig werden, denn er ist nicht überwunden, wenn Ihr ihn im geistigen Bereich verdrängen könnt. Überwunden ist er erst, wenn Ihr als Inkarnierte trotz einer entsprechend starken äußeren und auch inneren Belastung nicht wieder in das alte Schema verfallt. Es hätte keinen Sinn, mit den geringsten Resten solcher Strukturen höhere Welten betreten zu wollen. Irgendwann in der unendlich langen weiteren Zukunft können sie Anlass eines erneuten Falles werden, und es wäre alle Mühe umsonst gewesen.
An dieser Stelle darf ich auf die Gnade und damit auf Jesus Christus zu sprechen kommen. Wohl hat sich Christus bei seinem Sieg das Recht erkämpft, euch aus allen karmischen Verstrickungen loszubinden. Durch die Gnade wurde schon mancher Wunsch erhört und so mancher Inkarnationsweg über das irdisch Dichtstoffliche gekürzt, um dem Bruder, der Schwester, das Leben in höheren und friedvolleren Bereichen zu gewähren. Jedoch ist die Freiheit eurer Person ein von Gott im Schöpfungsplan garantiertes Grundrecht. Die Eigenschaften eurer Seele liegen allein in eurer eigenen Verantwortung. So bleibt eine Charakterschwäche, als ein Teil eurer Persönlichkeit, solange in eurer Seele, bis sie von euch selbst getilgt worden ist. Ihr werdet immer wieder Probleme haben, wenn dieser Fehler nicht überwunden ist. Und wenn Ihr auf der Erde vielleicht zwei Wochen braucht, um einen Fehler abzulegen, dann braucht Ihr im geistigen Bereich Hunderte oder gar Tausende von Jahren dazu. Es gibt Geschwister, die heute schon längst in lichten Welten sind und sagen, hätte ich doch damals als ich noch auf der Erde war, diesen oder jenen Punkt gezielter und fester angegangen. Es würde mir heute viel leichter fallen, denn was man in der Schule der Erde ablegt, das ist wirklich und absolut abgelegt.
Liebe Geschwister, Ihr freut euch vielleicht auf das Jenseits, auf das Herauslösen aus all diesen irdischen und schweren Belastungen. Tut es nicht. Hier im Materiellen dürft Ihr euch keine Zeit zum Träumen von jenseitiger Harmonie nehmen, es sei denn, es motiviert euch zum intensiven Arbeiten in dieser Welt. Immer wieder erlebe ich die große Enttäuschung, wenn die Menschen hier drüben ankommen und sagen: „Ach ist das hier schön, überall herrscht Frieden, überall sind freundliche und hilfsbereite Wesen. Endlich habe ich diesen irdischen Egoismus, diese dreckige Moral und diesen sinnlosen Lärm abgelegt“. Sie blühen hier förmlich auf und erfreuen sich ihres neuen Lebens. Ja, wenn wir dann zusammen in einer Rückschau ihre Wesensart betrachten, dann sehen sie selbst ganz deutlich: Diese oder jene Eigenschaft macht es mir unmöglich, in eine feinstofflichere Entwicklungsstufe einzugehen. Das muß ich ablegen; aber ablegen kann ich das nur in der materiellen Verdichtungsstufe.
Es gibt noch einen weiteren Grund, sich intensiv mit diesem Leben auseinanderzusetzen. Es ist durchaus möglich, daß Ihr im nächsten Leben keine Möglichkeit mehr dazu haben werdet, Fehler abzulegen, bei denen euch dies im jetzigen Leben nicht gelungen ist. Die Erde durchläuft Entwicklungszyklen, die immer andere Umgebungssituationen zum Ausdruck bringen. Ihr könnt dazu vielleicht in zwei- oder dreitausend Jahren, wenn diese Erde wieder einen entsprechenden Entwicklungszyklus durchläuft, wieder eine Chance bekommen. Das ist dann genauso, wie wenn man einem Abiturienten sagt: So mein Freund, ein Fach hast du nicht geschafft, aber die Schule wird nun vorläufig geschlossen. Wir brauchen jetzt alle Räume der Schule für andere und wichtigere Zwecke. In vielleicht zehn Jahren kannst du das Fach nachholen. Bis dahin halte Dein Wissen schön aufrecht und vergesse nichts. In der Praxis heißt das, liebe Geschwister, die Chance, den gleichen Fehler in einigen tausend Jahren noch einmal zu machen, ist durchaus gegeben. So große Zeiträume in leichteren Lebenssituationen lassen den Keim dieser Schwäche eher weiterentwickeln als verlöschen!
Etwas Tröstliches möchte ich noch anfügen: Je mehr ein Geist reift, desto größer und immer größer werden seine Schritte. So wie zwei mal zwei vier und mal vier schon sechzehn ist, wird schier unüberwindlich Erscheinendes zu einem späteren Zeitpunkt viel leichter errungen als es zunächst ausgesehen hat. So gibt es nie einen Grund zur Resignation, auch wenn Ihr zum tausendsten Mal einen Fehler wieder begeht, obwohl Ihr euch fest vorgenommen habt, ihn abzulegen.
Ihr könnt meine Worte gar nicht ernst genug nehmen. Jeder Tag eures irdischen Lebens ist ein ganz wichtiger Tag. Wenn Ihr einmal das Gefühl habt, dieser Tag fordert mich nicht, das ist vielleicht ein Erholungstag, dann seid besonders kritisch. Dann habt Ihr Zeit bekommen, euch in den kleinen Punkten zu beobachten, neue Ziele aufzubauen und zu verwirklichen. Nutzt jeden Tag, nutzt diese Gnade, auf dem kürzesten Wege Schwächen ablegen und Qualitäten aufbauen zu können. Nur wer gelernt hat, an der Härte des materiellen Seins seinen Willen zu messen, wird auch in der Weichheit und Feinheit jenseitiger Welten wirklich gezielt sein eigenes Ich entwickeln können. Ihr seid nun einmal durch Euren Fall freiwillig diesen anderen Entwicklungsweg gegangen. Das ist sicher kein Nachteil gegenüber denen, die ihren Weg gänzlich in der Harmonie gehen. Aber er fordert euch, fordert euch besonders dann, wenn Ihr gerade das Geschenk der Inkarnation habt. Das habe ich gemeint, mit dem „Schüler zweier Welten“. Von der einen Welt geht Ihr in die andere. Im geistigen Bereich findet die Schulung statt, das Lernen und Planen der zukünftigen Inkarnation. Dann aber kommt die Zeit der Inkarnation, und die muß bis zur letzten Minute genutzt werden, sonst ist es schade um ein irdisches Leben. Dann hättet Ihr diesen Inkarnationsplatz vielleicht jemand anderem zugestehen sollen.
Ich möchte Euren Blick noch etwas weiterführen. Denkt auch an die, die jetzt als jenseitige Schüler euer Leben beobachten, weil das, was sie in der nächsten Inkarnation erwartet, mit eurem jetzigen Leben vergleichbar ist. Ihr ermutigt sie, und vieles lernen sie von euch, wenn Ihr wirklich euer Bestes gebt. Diese Aufgabe ist euch im Erdenleben ebenfalls zuteil. Ihr seid durchaus mit verantwortlich für Probleme in deren Inkarnation, wenn Ihr durch euer Verhalten dazu beigetragen habt.
Die Zeit ist nicht weit, dann werden wir uns alle im geistigen Bereich wiedersehen. Es wird alles wunderbar, herrlich und schön sein. Deshalb lohnt es sich, diese paar Jahre durchzustehen und auch diejenigen nicht zu enttäuschen, die über Jahrhunderte mit Geduld und sehr viel Liebe euch mit Hinweisen und Schulungen vorbereitet haben. Setzt es jetzt in die Tat um, was Ihr euch vorgenommen habt.
Ich grüße euch in der Liebe des Herrn und Erlösers.
Gott zum Gruß und Jesu Heil.